Genoveva Opus 81
Any 1847/48
Genoveva és una òpera en quatre actes de Robert Schumann, amb llibret de Robert Reinick i el compositor, a partir de la llegenda de Genoveva de Brabant. S’estrenà al Stadttheater de Leipzig el 25 de juny de 1850 sota la direcció del mateix compositor. No s’ha estrenat a Catalunya. És l’única òpera composta per Schumann.
Llibretistes.- Johann Ludwig Tieck (1773–1853) i Friedrich Hebbel (1813–1863)
Robert Reinick i Robert Schumann
Varies veus , cor mixt i orquestra
Genoveva està basada en la història de Genoveva de Brabant, una llegenda medieval situada al segle VIII que segons es diu es basa en la vida de Maria de Brabant, esposa de Lluís II, duc de Baviera del segle XIII. La història va guanyar popularitat durant la primera meitat del segle XVIII, principalment a causa de les diversos teatralitzacions que es van fer a Alemanya. Dues de les versions d’aquest període, l’obra de Ludwig Tieck, Vida i Mort de Santa Genoveva i de l’obra de Friedrich Hebbel, Genoveva, van servir de base per al llibret de l’òpera.
Schumann va expressar el desig d’escriure una òpera ja l’any 1842, i estava fascinat per les possibilitats de les òperes basades en llegendes tradicionals alemanyes. Els seus quaderns de notes d’aquesta època mostren que, entre d’altres, Schumann va considerar les històries del Cant dels Nibelungs, Lohengrin i Till Eulenspiegel com a bones candidates per ser l’argument d’una òpera alemanya.
Schumann va començar a treballar en Genoveva cap al final d’un període d’intensa depressió. A principis dels anys 1840, desanimat tant per la major estima que el públic sentia cap a la seva dona, Clara Schumann, una destacada pianista i una compositora amb una carrera d’alt nivell com a virtuosa de gira, i pel fet que no li van oferir a ell la direcció de la Gewandhaus de Leipzig, la depressió de Schumann es va intensificar. El 1844, ell i Clara es van traslladar a Dresden, on la seva depressió es va moderar i va començar a treballar en diverses composicions, entre elles Genoveva.
Personatges
Sigfrido
Genoveva
Golo
Margarita
Drago
Baltasar
Gaspar
Hidulfus
Comte de Tréveris
Esposa de Sigfrido
Lloctinent de Sigfrido
Maga, Nodrissa de Golo
Primer Majordom de Palau
Escuder
Escuder
Bisbe de Tréveris
Baríton
Soprano
Tenor
Soprano
Baix
Bajo
Baríton
Baríton
L’acció es desenvolupa als voltants de Trèveris, l’any 730.
ERSTER AUFZUG
(Großer Schloßhof in Siegfrieds Burg)
CHOR
Erhebet Herz und Hände
Voll Andacht himmelan
Zu Ihm, dess’ Macht ohn’ Ende,
Dem All’ wir untertan!
Sein Reich es soll besteh’n
In aller Ewigkeit,
Für ihn zum Tod zu geh’n,
Sind allzeit wir bereit!
Was sollt’ uns bringen Schaden,
Will er nur mit uns sein,
Er ist der Quell der Gnaden,
Das Heil bei ihm allein.
(Hildulfus tritt mit Gofolge
aus der Kirche)
HIDULFUS
Zu einem gottgefäll’gen Kampfe
Rüstet Ihr Euch!
Es gilt dem Erzfeind unsers Glaubens,
Abdorrhaman, der aus Spanien in
Das Frankreich hereingebrochen!
CHOR
Verderben ihm!
HIDULFUS
Von seinen Gräueln empört,
Erhebt sich der gewalt’ge Karl Martell,
Und ruft die Tapfern dieses Landes auf,
Den Frechen mit dem Schwert zu strafen –
CHOR
Heil Karl Martell!
HIDULFUS
In seinem Namen fordr’ auch ich euch auf,
Bewaffne jeder sich, der Kraft
Ein Schwert zu tragen in sich fühlt,
Dem edlen Pfalzgraf Siegfried,
Dem Karl des Krieges Führung anvertraut,
Zum heil’gen Zug sich anzuschließen,
Zu schützen Christi Kreuz!
CHOR
Wir sind bereit!
HIDULFUS, CHOR
(mit aller Kraft)
So streite denn, du tapfre Schaar,
Der Christenheit zu Ruhm und Ehr’;
Der Engel Heer fleuch’ vor dir her,
Der Herr sei mit dir immerdar!
Wir sind bereit,
Zu Kampf und Streit,
Für Christ den Herrn
Zum Tod zu geb’n.
Sein Reich es soll besteh’n
In aller Ewigkeit,
Für ihn zum Tod zu geh’n
Sind allzeit wir bereit!
Was sollt’ uns bringen Schaden,
Will er nur mit uns sein,
Er ist der Quell der Gnaden,
Das Heil bei ihm allein!
GOLO
(Allein)
Könnt’ ich mit ihnen! Weiht’ auch mich
Des heil’gen Mannes Segensspruch!
Wer doch wie sie
In blut’ger Feldschlacht könnte werben
Um Ruhm, – den Tod der Ehre sterben!
Ein Anderes ist mir beschieden –
Ruh’ – Still-sein! – –
Wär’ es auch der Frieden!
Frieden, zieh’ in meine Brust,
Sänftige das tiefe Leid,
Der Gefühle grimmen Streit, –
Frieden, zieh’ in meine Brust!
Trüb’ will Alles mir erscheinen,
Wie die Sonn’ auch golden scheint –
Könnt’ ich klagen, könnt’ ich weinen,
Tränen, wie ich sonst geweint!
Wie anders mein Sinnen
In früheren Tagen!
Da trieb’s mich hinaus
Zu Kampf und Strauß!
Kein Roß mir zu wild,
Keine Kluft mir zu breit,
Zu eng das Gefild,
Kein Ziel mir zu weit!
Kein Ziel mir zu weit!
Und kehrt’ ich dann heim
Zu fröhlicher Rast,
Wie klang da beim Schalle
Der Zither mein Lied,
Vom Lobe des Sängers
Ertönte die Halle.
Wie zollten sie alle
Dem fröhlichen Sang
So minniglich Dank,
Und feuriger schwang
Beim gastlichen Mahl
Zum vollen Pokal
Empor sich der Sang! – –
Das war in früheren Tagen, –
Und jetzt! –
Frieden, zieh in meine Brust etc. etc.
Siegfried, Siegfried –
Du ein zweiter Vater mir, dem
Ich alles danke,
Was tust du mir!
Zum Hüter deines Weibes hast
Du mich bestellt! –
Und ich, ein Mensch,
Soll diesen Himmel wahren! –
Ich seh’ sie nahen, – könnt’ ich flüchten,
Verbergen mich,
wohin kein Strahl der Sonne dringt!
(Er tritt in der Hintergrund. Siegfried, Genoveva, Drago,
Balthasar, Caspar, Dienerschaft)
SIEGFRIED
So wenig Monden erst, daß ich Dich fand, –
Und schon entreißt Dich
mir ein streng Geschick.
GENOVEVA
Ob auch getrennt,
uns eint ein heilig Band,
In fernste Ferne reicht der Liebe Blick.
SIEGFRIED
Du bist ein deutsches Weib, so klage nicht –
Sollt’ ich ertragen unsers Glaubens Schmach?
GENOVEVA
Wärst du kein Held, Du wärest Siegfried nicht
Und keine Klagen sendet’ ich Dir nach.
SIEGFRIED
Der Trübsal Nacht
folgt einst ein Freudentag.
GENOVEVA
Wo Du auch weilst, Dir folgt die Liebe nach.
SIEGFRIED
O herrlich Streiten, für die Christenheit,
Des Krieges Banner glorreich zu erheben!
GENOVEVA
Der Dich mir gab, er sehe mich bereit,
Auf sein Gebot mein Liebstes hinzugeben.
SIEGFRIED
Du liebend Weib –
GENOVEVA
Geliebter Mann –
BEIDE
Beglückt’ wem solch’ ein
Held / Weib gegeben!
(Trompeten hinter der Szene)
SIEGFRIED
Dies gilt uns! –
(zu den Diener gewendet)
Zu Euch noch
Wen’ge Worte! Drago,
Treu hast du dich stets bewährt,
Deiner Pflege sei vertraut
Mein Gesinde, halt’ es wohl!
DRAGO
(mit Ehrerbietung)
Wie Ihr sagt, so wird’s getan.
SIEGFRIED
(auf Angelo deutend)
Und vor allen nimm dich an dieses Armen,
Ist die Red’ ihm auch versagt,
Ein treu’ Gemüt spricht aus seinem Auge,
Krankt ihn nimmer!
DRAGO
Wie Ihr sagt, so wird’s getan.
SIEGFRIED
(Golo erblickend)
Einer fehlt noch – Golo –
Du der Nächste meinem Hause
Stehst so fern?
GENOVEVA
Wie bleich er sieht –
DRAGO
Wie verstört –
GENOVEVA
Es schmerzt der Abschied ihn vor allen –
SIEGFRIED
Möchtest gern wohl
Mit mir in den Krieg?
GOLO
Ihr sagt’s!
SIEGFRIED
Besser dienst Du hier mir. – Sieh,
Nur dem Besten möcht’ ich meiner
Güter Bestes anvertrau’n –
(herzlich zu Golo)
Der bist Du! –
Meines Weibes nimm Dich an,
Wo sie Mannes Schutz bedarf –
(zu den anderen Dienern)
Und Ihr, seht in Golo hier
Euern unumschränkten Herrn,
Dienet ihm, als wär’ ich’s selbst!
GOLO
Einen Würd’gern wohl als mich
Möcht’ ich, daß Ihr fändet –
GENOVEVA
Gern Nehm’ ich Euch zum Ritter an –
GOLO
Edle Gräfin, viel zu gut
Denkt Ihr von mir. –
SIEGFRIED
Spart die Worte,
Kostbar ist die Zeit; der Ruf
Der Trompete sagt’s.
Auf! führt mein Schlachtroß vor!
CHOR
Auf, auf in das Feld!
Graf Siegfried der Held,
Er führet das Heer,
Er führt es zur Ehr’.
Fein’s Liebchen ein Kuß!
Geschieden sein muss!
Mit uns ist das Glück,
Bald kehren wir zurück!
Karl Martell, Karl Martell, tapferer Hammer,
Allem Heidenvolk zum Jammer!
Der Feind der soll der Ambos sein,
Da schlagen wir wacker drauf und drein!
Wie klingt der Hammer so stark und hell!
Karl Martell, Karl Martell!
GENOVEVA
Leb’ wohl –
SIEGFRIED
Leb’ wohl –
GENOVEVA
Auf Wiederseh’n!
SIEGFRIED
Auf Wiederseh’n!
GOLO
(Für sich)
O wie sie küßt!
Man fühlt’s, indem man’s sieht!
CHOR
Auf, auf in das Feld!
Graf Siegfried, der Held,
Er führt das Heer,
Er führt es zur Ehr’.
Feins Liebchen, ein Kuss!
Geschieden sein muss!
Mit uns ist das Glück,
Bald, bald kehr’n wir zurück!
GOLO
(zu Siehfried)
Herr, das Roß sieht bereit!
GENOVEVA
O könnt’ ich mit dir! –
SIEGFRIED
Getrost und fasse dich!
GENOVEVA
Leb wohl!
(Siegfried umarmt und küsst Genoveva und reite,
ohnmächtig nieder)
GOLO
Der rauhe Kriegsmann! – Auf das Schwert
Versteht er sich, auf Stoß und Hieb, –
Auf Liebe nicht! Er hat ihr’s angetan!
Stirbt sie, ich will nicht knirschen!
doch, sie seufzt!
Das holde Leben kehrt zurück,
Und auf die Lippen tritt das erste Roth!
O Lippen, süße Lippen!
Wer euch küßt,
Der stiehlt sich hier die ew’ge Seligkeit,
Denn nie verglüht ein solcher Kuß! –
Nie! Nie!
sich umsehend)
Ich könnt’ es tun, ich bin allein –
Die heil’gen Augen steh’n
Noch nicht wie Cherubim
Abwehrend vor dem Paradies –
Ich will, ich muss sie küssen – –
(Er küsst sie)
GENOVEVA
(Zu sich kommend)
Mein Siegfried!
Wer bist Du?
GOLO
Euer treuster Knecht!
GENOVEVA
Erlaubt, daß ich mich stütze!
Mir schwindelt!
(Genoveva geht, auf Golos Arm gestützt,
nach dem Schlosse ab)
MARGARETHA
(hinter dem Burgtor hervortretend)
Sieh da – welch’ feiner Rittersmann!
Man sieht ihn nur mit Freuden an!
Der Federhut, der Degen steht ihm gut,
Auch hat er Mut!
Und wie zum Kuß er sich herunterbog,
Welch’ Flammenglut die Wang’ ihm überzog!
Die Frau allein, der Graf beim Heer –
Da fällt’s dem hübschen
Burschen ja nicht schwer!
Ich hab’ kein’ Rast, ich hab’ keine Ruh,
Ein wenig Groll kömmt auch dazu!
(mit drohender Gebärde gegen das Scholoss)
Daß aus dem Haus du mich gehetzt,
Herr Graf, das vergelt’ ich dir jetzt!
Still, er kömmt!
(Golo kommt aus dem Schloss)
GOLO
(Für sich)
Was hast du getan
In frevelndem Wahn –
Du hast geküßt
Deines Herren Weib, –
Du hieltst umschlungen
Den edlen Leib, –
Du hast gebrochen
Dein Ritterwort – –
Elender, fort
Soweit dich deine Füße tragen!
(will durch das Burgtor abgehen)
MARGARETHA
Golo!
GOLO
(Sie nich erkennend)
Hinweg!
MARGARETHA
Mein Sohn wohin?
Kein Wort für Deine Amme, die so lang
Dich nicht geseh’n?
GOLO
Du Margaretha hier?
MARGARETHA
Unfreundlich stießest einstens Du mich fort, –
Ich blieb Dir gut –
GOLO
Ich aber hasse Dich, seit bösem Wandel
Und schwarzen Künsten
Du dich ergeben,
Die ich verabscheue –
Dies ist der Tugend Haus!
MARGARETHA
Der Tugend Haus? –
Ach – hofft’ ich doch nach
langem Wandern hier
Zum Ausruh’n eine Streu zu finden
(heimlich)
Doch, Was ich erblickt in diesem Haus
der Tugend –
(ins Ohr flüsternd)
Fürwahr, ein schönes
Weib des Küssens werth. –
GOLO
(sie packend)
Du hast gesehen?! – stirb! –
MARGARETHA
(gleichgültig)
Stoß’ zu – ‘s ist ja die Amme nur,
Die Mutter nicht, die Du durchbohrst –
Geh’ Golo – Du bist krank –
GOLO
Ja – krank zum Sterben –
MARGARETHA
Vertrau’ Dich mir –
ich weiß den Arzt –
GOLO
Weib, Hexe, fort!
Du, dieses Haus,
Die ganze Welt ist mir verhaßt,
Kaum, daß ich trage noch
des Lebens Jammerlast, –
Ich will dahin geh’n, wo kein Aug’
Mich wieder finden soll.
(Er will gehen, Margaretha hält ihn zurück)
MARGARETHA
Du läßt die arme Frau allein –
Sie wird ohn’ Dich gar traurig sein,
Am Leben müßte sie verzagen,
Sie will Dir wohl, wie die Leute sagen.
GOLO
(sie bei der Hand fassend)
Was sprichst Du da? wer tat Dir’s kund?
MARGARETHA
Nun, drück’ mir nur den Arm nicht wund –
Dergleichen fällt nicht schwer zu sehn. –
GOLO
Du lügst.
Du kennst sie nicht die Reine –
MARGARETHA
Und sieh, wie schön sich alles trifft!
Der Graf im Krieg, Du heimgeblieben –
Vielleicht, daß er im Kampfe fällt,
Er Dich zum Erben gar bestellt!
Oft fügt sich’s seltsam in der Welt –
Kommt Berg und Tal doch wohl zusammen,
Um wie viel leichter zween Flammen –
Glück auf denn, Glück auf!
(Sie will fortgehen)
GOLO
Brichst auf Du schon?
MARGARETHA
Muss fort – nach Straßburg –
GOLO
(vertraulicher)
Sag’ an, was tätest Du an meiner Stelle?
MARGARETHA
(fur sich)
Es dringt ihm in’s Herz –
(Laut)
Wär’ ein junger Herr ich
Mit Augen wie Ihr, ich hielt’
An meiner Hoffnung fest und wär’
Ich in die Königin verliebt.
GOLO
O dürft’ ich hoffen, Margaretha,
Ich wollt’ es königlich Dir lohnen!
Bleib hier im Schloß,
sieh mit eignen Augen!
MARGARETHA
Mehr braucht’s nicht als ich bereits geseh’n!
GOLO
Nur wen’ge Tage laß Dir’s gefallen!
MARGARETHA
Wollt durchaus Ihr!
GOLO
Du bleibst?
MARGARETHA
Vielleicht –
GOLO
Und willst Mir beisteh’n?
MARGARETHA
Wie ich’s kann –
GOLO
Gib mir Die Hand d’rauf!
MARGARETHA
Hier!
GOLO
Und schwörst mir beizusteh’n? –
MARGARETHA
Ich schwör’s! –
GOLO
Mit neuem Leben
Erfüllst Du mich wieder,
Gehst Du voran,
Glücket der Plan.
Mein muss sie werden.
Und stiegen Engel
Zur Erde nieder!
Mit neuem Leben
Erfül!st du mieh wieder,
Gehst du voran,
Glüeket der Plan!
Mein muss sie werden,
Und stiegen Engel
Nieder zur Erden
Und sehützten sie!
Mein muss sie werden …
Und stiegen Engel
Nieder zur Erden
Und sehützten sie
Und wahrten sie,
Mein muss sie werden,
Jetzt oder nie…!
MARGARETHA
(für sich)
Was ieh gewol!t,
Mir isl’s geglüekt,
lch halt’s ihn urngarnt,
lch halt’s ihn umstriekt.
(laut)
Dein sol! sie werden,
(für sich)
lch halt’ ihn umgarnt,
lch halt’ ihn umstriekt…
(laut)
Und stiegen Engel
Nieder zur Erden
Und sehützen sie,
(für sich)
lch hall’ ihn umgarnt…
(laut)
Dein sol! sie werden,
Jetzt oder nie…
ZWEITER AUFZUG
(Halle)
GENOVEVA
(sehr innig)
O weh des Scheidens, das er that, –
Mit ihm schied Freud’ und Glück!
Herr’nloses Haus, Haus ohne Rath! –
O käm er bald zurück! –
Mit ihm die Lust, mit ihm der Muth
Wo er nicht ist da wankt es, –
Doch wo er herrscht, da steht es gut,
Mein Siegfried, kehre wieder,
Mit Dir schied all’ mein Glück dahin!
Getrost, getrost, mein Herze –
(Sie wird vom Lärm unterbrochen)
GESANG DER KNECHTE
Füllet die Becher bis zum Rande,
Stoßet an und trinket aus!
Zieht der Herr in fremde Lande,
Ist der Knappe Herr im Haus!
Stoßt an und trinket aus!
Ei – wer sitzt dort in der Ecke. –
Alter Drago, was ist das!
Kommt hervor aus dem Verstecke –
Unsrer Herrin dieses Glas!
Die Herrin lebe hoch!
GENOVEVA
Welch rohes Singen! Klingt es doch,
Als ob sie spotteten! –
Die Knechte sind’s, Margaretha unter ihnen,
Dies Schreckbild meinem Auge! –
Und dort der gute Drago,
Er will nicht würfeln mit und singen! –
Wie wild sie lärmen! – Siegfried, Siegfried,
Kehr’ bald zurück, brich ihren Uebermut,
Sie stürzen Haus und Hof dir um!
(Sie hört ein Garäusch)
Wer kömmt!
(Golo tritt ein)
Ihr seid es, Golo? –
GOLO
Verzeiht, daß zu so später Stunde noch –
GENOVEVA
Stets seid willkommen Ihr, und wißt –
Ich fürchtete mich eben –
GOLO
Ihr hörtet wohl –
GENOVEVA
Sie singen laut genug –
Und ganz allein bin ich –
GOLO
(Für sich)
Sie ganz allein! welch’ seltnes Glück?
GENOVEVA
Die Dienerin entließ nach Trier ich,
Dort ihren kranken Vater zu verpflegen –
Da wandelte etwas wie Furcht mich an,
Dazu das wilde Singen – aber sagt,
Was hat es zu bedeuten? –
GOLO
Die Knechte, Caspar, Balthasar,
Sie treiben Kurzweil nit den Jagdgesellen…
GENOVEVA
Y Margaretha
GOLO
Macht den Burschen von ihren Künsten vor,
Bald sie zum Lachen reizend, bald erschreckend,
Und dann…
(Er zögen)
GENOVEVA
Ihr haltet inne, sprecht!
GOLO
So hört, was mich so spät noch zu Euch führt:
Ein großer Sieg (so spricht man)
Sei über Abdorrhaman jüngst erkämpft –
GENOVEVA
Ein Sieg, ein Sieg! O Freude!
Doch wie, Siegfried ließ ohne Kunde mich? –
GOLO
Gerüchte eilen schneller ja als Menschen –
Auch spricht man von der bald’gen Rückkehr
Des Heeres –
GENOVEVA
Siegfried’s auch? O wär’ es wahr?
GOLO
Dies alles hat die Burschen aufgeregt –
CHOR DER KNECHTEN
Fürwahr,
ein schönes Weib des Küssens wert!
GOLO
Von Neuem toben sie, ich geh’
Zum Schweigen sie zu bringen.
(Er will gehen)
GENOVEVA
Laßt, laßt – die Freude reizt zum Singen,
Auch mich – Ihr singt so artig, laßt
Mit einer sanften Weise uns
Den wilden Lärm betäuben –
Kommt, dort ist die Zither.
GOLO
‘s sind Monden her, daß ich schon nicht mehr sang.
GENOVEVA
So wirds nur um so frischer klingen –
Ohn’ Widerspruch! – das Lied,
Das aus dem Elsaß uns der Sänger lehrte –
GOLO
Ihr könntet Steine singen machen
Durch Euer Bitten, schöne Frau!
GENOVEVA
Das Schmeicheln, Golo, scheint Euch eigen,
Singt denn, laßt Euer Herz erweichen!
GOLO
(Für sich)
O anmuthvollste Zauberin!
Duett
GENOVEVA
Wenn ich ein Vöglein wär’,
Und auch zwei Flüglein hätt’,
Flög’ ich zu dir!
Weil’s aber nicht kann sein,
Bleib ich allhier!
Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Schlaf bei dir,
Und red’ mit dir!
Wenn ich erwachen thu’
Bin ich allein!
Es vergeht kein’ Stund’ in der Nacht,
Da mein Herze nicht erwacht
Und an dich gedenkt,
Daß du mir viel tausendmal
Dein Herz geschenkt!
Nicht länger halt’ ich mich,
Die Gluth verzehrt mich!
Zu ihren Füßen, zu ihren Füßen,
Daß sie’s erfahre –
Alles, Alles!
GOLO
Wenn ich ein Vöglein wär’,
Und auch zwei Flüglein hätt,
Flög’ ich zu dir, flög’ ich zu dir!
Weil’s aber nicht kann sein,
Weil’s aber nicht kann sein,
Bleib’ ich allhier!
Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Schlaf bei dir
Und red’ mit dir, und red’ mit dir!
Wenn ich erwachen tu’,
Bin ich allein!
(immer leidenscfwjtlicher)
Es vergeht kein’ Stund’ in der Nacht,
Da mein Herze nicht erwacht,
Und an dich gedenkt, und an dich gedenkt,
Dass du mir viel tausendmal…
(sich vergessend)
Nicht länger halt’ ich mich,
Die Glut verzehret mich!
Zu ihren Füßen, zu ihren Füßen,
Daß sie’s erfahre alles, alles!
Nicht länger halt’ ich mich,
Die Glut verzehret mich!
(Er stürzt Genoveva zu Füßen)
GOLO
Wenn ich ein Vöglein wär’,
Und auch zwei Flüglein hätt,
Flög’ ich zu dir, flög’ ich zu dir!
Weil’s aber nicht kann sein,
Weil’s aber nicht kann sein,
Bleib’ ich allhier!
Bin ich gleich weit von dir,
Bin ich doch im Schlaf bei dir
Und red’ mit dir, und red’ mit dir!
Wenn ich erwachen tu’,
Bin ich allein!
(immer leidenscfwjtlicher)
Es vergeht kein’ Stund’ in der Nacht,
Da mein Herze nicht erwacht,
Und an dich gedenkt, und an dich gedenkt,
Dass du mir viel tausendmal…
(sich vergessend)
Nicht länger halt’ ich mich,
Die Glut verzehret mich!
Zu ihren Füßen, zu ihren Füßen,
Daß sie’s erfahre alles, alles!
Nicht länger halt’ ich mich,
Die Glut verzehret mich!
(Er stürzt Genoveva zu Füßen)
GENOVEVA
Was ist Euch? –
GOLO
Genoveva, verzeiht mir! –
GENOVEVA
Erst stehet auf, es ziemt Euch nicht zu knie’n!
GOLO
Nicht eher als Ihr mir verzieh’n –
Ich täuscht’ Euch –
GENOVEVA
Wohlan – verzeiht Euch Gott, verzeih’
Auch ich Euch –
GOLO
Ich raubt’ Euch – ahnet Ihr? –
Damals als Siegfried Abschied nahm –
GENOVEVA
Golo, ich sah Euch niemals so – Ihr seid wohl krank? –
GOLO
Du schlugst die Wunde, still’ nun auch
Das Blut, das strömende, des Herzens!
GENOVEVA
Ein böser Dämon gab dies Wort Euch ein,
Besinnet Euch, mit wem Ihr sprecht!
GOLO
O Zauberin, Du hast das Leben mir
Durch Kunst entführt –
GENOVEVA
Was sprecht Ihr da? –
Erwacht, denn Ihr verkennet mich!
Ich bin es, Genoveva, die jetzt spricht,
Gemahlin Eures Herrn, des Grafen Siegfried!
GOLO
Hör’ denn, Du meines Herrn Gemahlin –
Daß ich es reden, aussagen könnte,
Worte finden, Töne –
GENOVEVA
Es fällt ihn Wahnsinn an –
GOLO
O daß ich’s reden, außagen könnte,
O daß ich’s reden, aussagen könnte!
Du liebst mich, holde Braut,
Da ist der Tag begonnen,
Da regt und rührt’s sich laut,
Da brechen aus den Knospen alle Wonnen –
Da rührt sich’s laut, usw.
GENOVEVA
Es fällt ihn Wahnsinn an,
Wer steht mir bei!
Wo flieh’ ich hin!
Es rallt ihn Wahnsinn an,
Wo flieh’ ich hin, wo flieh’ ich hin!
(rufend)
Drago! Angelo!
Hört niemand mich,
O Siegfried, mein Gemahl,
Wann kehrst du wieder!
GOLO
Nenn’ ihn nicht –
Sein Nam’ ist Tod!
Mein bist Du, mein –
GENOVEVA
Allmächtiger Gott!
GOLO
In meine Arme, Weib! –
GENOVEVA
Zurück!
GOLO
An meine Brust!
GENOVEVA
Zurück, ehrloser Bastard!
(Golo fährt zusammen un Genoveva geht)
GOLO
Das Wort, das traf, –
Das Wort, das schlug, –
Fluch Dir! –
Kein Schlaf soll über diese Augen kommen,
Kein’ Speis’ und Trank
Ueber diese Lippen,
Bevor Du vernichtet! –
DRAGO
(eintretend)
Dem Himmel Dank, daß ich Euch finde,
Im ganzen Schlosse sucht ich Euch!
GOLO
Drago, einandermal!
Laß jetzt mich nur!
DRAGO
Ihr müßt mit mir – die Buben unten
Verweigern mir Gehorsam.
GOLO
Zwing’ sie dazu, was kümmert’s mich!
DRAGO
Das trüg’ ich auch!
Doch hört – sie lästern – –
GOLO
Mich vielleicht? –
Laß sie – was kümmert’s Dich?
DRAGO
Nicht Euch –
Nein denkt –
Sie wagen’s unsre Gräfin selber zu Beschimpfen –
GOLO
Was denn sprachen sie?
DRAGO
Kaum mag ich’s nacherzählen,
das Schändlichste –
GOLO
Sprich nur –
DRAGO
Sie sagen: mit dem jungen
Kaplan, den jüngst Hidulfus
(Flüsternd)
Hieher gesandt, stünd’ sie vertrauter,
Als es Graf Siegfried wissen dürfte –
Denkt, die Schurken! –
GOLO
Grago, die Schurken – – sprachen wahr!
DRAGO
Herr Golo! –
GOLO
Ich weiß noch mehr –
DRAGO
Ich kann’s nicht glauben –
Die edle Gräfin –
GOLO
Diese Nacht noch hat sie ihn herbeschieden –
DRAGO
Mit ihm zu beten Vielleicht –
GOLO
Ja, ja, zu beten, daß Graf Siegfried
Nie wiederkehren möge –
DRAGO
Nie, nie glaub’ ich das! –
GOLO
Hast Augen Du?
DRAGO
Wie meint Ihr das?
GOLO
Du kannst ja selbst Dich überzeugen.
DRAGO
Ich riss’ mein Aug’ aus, müßt’ es die Schandtat seh’n.
GOLO
Wohlan – die Prob’ ist leicht –
(Genoveva Schlafgemach öffnend)
Hier in der Nische
Kann ungesehn dem Liebespaar man lauschen –
Ich schlüpf’ hinein –
DRAGO
Um ihrer Unschuld willen
Möcht’ selber ich’s – doch nein –
GOLO
So glaub’, wenn Du nicht sehn willst –
DRAGO
(hält Golo Zurüch)
Laßt mich – und paßt Ihr draußen an der Tür! –
Doch wenn ich Euch nun morgen früh
Beschwören kann,
daß Alles Lug’ und Trug!
GOLO
So heiß’ mich selbst den Schurken! –
DRAGO
So denn mit Gott!
Zu Tag wird er die Wahrheit bringen!
(Golo versteckt Drago in Schlafgemach.
Margaretha eintretend)
MARGARETHA
Ich lauscht’ an der Tür – weiß alles –
Mit Genoveva war’t zu heftig Ihr!
DRAGO
(hält Golo Zurüch)
Laßt mich – und paßt Ihr draußen an der Tür! –
Doch wenn ich Euch nun morgen früh
Beschwören kann,
daß Alles Lug’ und Trug!
GOLO
So heiß’ mich selbst den Schurken! –
DRAGO
So denn mit Gott!
Zu Tag wird er die Wahrheit bringen!
(Golo versteckt Drago in Schlafgemach.
Margaretha eintretend)
MARGARETHA
Ich lauscht’ an der Tür – weiß alles –
Mit Genoveva war’t zu heftig Ihr!
GOLO
Und hörtest Du, wie sie mich nannte? –
MARGARETHA
Ist’s Deine Schuld? –
GOLO
Hilf mir mich rächen!
MARGARETHA
(heimlich)
Hör’ an – ich will nach Straßburg,
Den Grafen dort zurückzuhalten –
GOLO
Das wolltest Du –
MARGARETHA
Er liegt verwundet da –
GOLO
Ha!
MARGARETHA
– Ich sing ein Schreiben an die Gräfin auf
Manch’ Tränklein weiß ich zu bereiten, auch
Für ihn, das soll von seinen Leiden ihn befrei’n,
Und Dich von ihm –
GOLO
Mich schüttelt Fieberfrost –
MARGARETHA
Komm’ in die Gesindestube! Drago, als Buhle –
Ei das wird lustig! –
(Margaretha zieht Golo mit sich fort)
GENOVEVA
(am Fenster stehend)
Dort schleichen über’n Hof sie sacht,
Wie Wölfe, die vom Raube kommen! –
Mir ist so bange, so beklommen –
O Du, der über Alle wacht,
Der Alles wohlgemacht,
Beschütz’ o Herr! auch diese Nacht
Die Guten und die Frommen!
In Deinen Willen leg’ ich nun
So Seel’ wie Leib! O hab’ Erbarmen
Mit mir, und wenn ich mich vergaß,
Weil sich ein Bub’ an mir
Und meiner Ehr’ vermaß,
Vergieb, da mir zu meiner Wehr
Kein’ andre Waffe blieb –
O Herr, der gern verzeiht,
Beschirme mich in meinem großen Leid!
Und Du, der alle Schmerzen stillt,
Komm’, süßer Schlaf, bring’ Siegfried’s Bild
Im Traume mir,
Vom tiefen Weh, das mich erfüllt,
An seinem Herzen auszuruh’n.
(Sie geht inihr Schlafgemach)
KNECHTE, MÄGDE
Sacht, sacht
Aufgemacht!
(Margeretha bricht die tür auf der Chor dringt herein)
Daß er uns nicht entschlüpft,
Habt Acht!
BALTHASAR
Dort ist das Zimmer,
Umstellt die Thür!
CHOR
Er entschlüpft uns nicht,
Wir steh’n dafür!
BALTHASAR
Das Licht verlischt –
CHOR
Nur stille, still –
BALTHASAR
Ich hör’ Geflüster
Wie von Zwei’n –
CHOR
Dringt ein, dringt ein!
GENOVEVA
(ruft aus dem Schlafgemach)
Wer kömmt? –
Wer es auch sei, zurück!
CHOR
Still, still! sie sind gefangen!
GENOVEVA
(tritt heraus)
Was sucht Ihr hier?
BALTHASAR
(verlegen)
Wir suchen –
GENOVEVA
Wen?
BALTHASAR
Herrn Golo – –
Erlaubt, daß selbst wir suchen
In Eurem Schlafgemach –
GENOVEVA
(mit Entrüstung)
In meinem Schlafgemach?
Wer eintritt, ist des Todes,
Kömmt Euer Herr zurück!
BALTHASAR
Der ist noch weit im Felde –
Wir suchen seinen Stellvertreter!
GENOVEVA
Meint Ihr Herrn Golo, er ist nicht hier –
Geht fort, ich bitt’ Euch! –
CHOR
Die brüstet sich, und bittet auch!
Sucht nur, wir müssen ihn finden!
GENOVEVA
Herr, schütz’ vor Frechheit mich! –
(zum Chor gewendet)
Geht, geht! Weicht zurück!
(Angelo entfern um Goloherbrizuholen)
CHOR
Dringt hinein, dringt hinein!
(Sie drägen gegen die Tür, Golostürzt mit
gezogenem Schwert herein
GOLO
Zurück, ihr Schurken!
Wie könnt Ihr wagen,
Zu stören der Herrin Ruh’!
GENOVEVA
(Zu Golo)
O nehmt Euch meiner an!
(zu den Anderen)
Hier ist Herr Golo – nun geht,
Wen sucht Ihr noch?
GOLO
Mich suchten sie?
GENOVEVA
Ja Euch!
CHOR
Nein, nein
D’rin muss noch Jemand sein!
BALTHASAR
Im Schlafgemach steckt Jemand noch.
GOLO
Frau Gräfin, laßt sie suchen doch
Um Eure Unschuld darzutun.
GENOVEVA
Sucht denn!
DRAGO
(stürzt hervor)
Erbarmen, Erbarmen!
CHOR
Drago!
BALTHASAR
Drago!
(Er ersticht Drago)
GENOVEVA
Gott steh mir bei!
BALTHASAR
Frau Gräfin, mit Erlaubniss,
das ist schlecht –
GOLO
(Zu Balthasar)
Freund, du bist rasch!
CHOR
Seht, sie erbleicht, die Schuld ist klar!
BALTHASAR
Was sagt Ihr nun?
GENOVEVA
(entrüstet)
Nichts zu Euch!
BALTHASAR
Das glaub’ ich – nichts zu uns, die wir es sah’n,
Was aber wohl zu dem, der’s hört von uns?
GENOVEVA
Glaubt, was Ihr seht! nur bitt’ ich, glaubt nicht mehr,
Ihr brachtet Lichter mit, gebt mir ein Licht!
BALTHASAR
(sieht in das Schlafgemach)
Verdächt’ges seh ich nichts!
MARGARETHA
(erschint plötzlich)
Ich lauscht’ am Fenster dort,
Wie Drago sie umfing!
(zieht sich schnell zurück)
GENOVEVA
Auch diese da!
(Zu Golo)
Euch ruf’ ich auf,
Sagt Ihr, Herr Golo, was Ihr glaubt!
GOLO
Ich heiß’ nicht Siegfried,
bin der Richter nicht!
GENOVEVA
Da sprecht Ihr wahr! –
BALTHASAR
Die ist ja nach dem Fall
Viel stolzer noch! doch bräche sich der Stolz
Vielleicht im Turm –
(Zu Golo)
Wär’ ich der Herr, sie müßte gleich hinunter!
CHOR
Zum Turm mit ihr,
Zum Turm mit ihr,
Dort hat sie Zeit zur Reue!
Zum Turm mit ihr, usw.
Führt sie hinunter, bindet sie,
Bindet sie, Führt sie hinunter,
Fort, fort, usw.
Fort in den Turm,
Führt sie hinunter, usw.
BALTHASAR
Zum Turm mit ihr,
Zum Turm mit ihr,
Dort hat sie Zeit zur Reue!
Zum Turm mit ihr, usw.
Führt sie hinunter, bindet sie,
Bindet sie, führt sie hinunter,
Fort, fort, usw.
Fort in den Turm,
Führt sie hinunter, usw.
GENOVEVA.
(mit schwacher timme)
Führt mich, wohin es sei,
Nur führt mich hin,
Wo ich das Blut nicht seht
O Herr im Himmel,
Schützt dein Kind!
Schützt dein Kind!
Was hab’ ich getan,
Dass so schwer du mich prüfst!
Herr im Himmel,
Schütze dein Kind!
Schütze dein Kind,
Allmächt’ger Gott!
O Herr im Himmel, usw.
GOLO
(für sich)
O Herzenswunde, brich nicht auf1
Brich nicht auf,
Der Rache werd’ ihr Recht!
Herzenswunde, brich nicht auf,
Halt deinen Schmerz zurück,
Halt deinen Schmerz, halt ihn zurück!
Herzenswunde, brich nicht auf!
(Genoveva wird abgeführt)
DRITTER AUFZUG
(Zimmer in einer Herberge zu Straßburg)
SIEGFRIED
Nichts hält mich mehr, – laßt Eure Salben,
Laßt Eure Kräuter, gute Frau!
Die Wund ist heil – seht, seht!
MARGARETHA
Nur wenige Tage schont Euch noch!
Für sich)
Der muss von Eisen sein, daß er
Den Trank verschmerzt, den ich ihm gab –
SIEGFRIED
Gern schont ich länger mich;
doch Sehnsucht nach Haus,
nach meinem Weib
läßt keine Ruh’ mir mehr –
MARGARETHA
Habt auch ein Weib Ihr?
SIEGFRIED
Gute!
Wie sie gibt’s keine auf der Welt!
MARGARETHA
Und auch ein Kind?
SIEGFRIED
Noch ist’s ein Wunsch,
Schon lang harr’ ich auf Kunde –
(sich aufrichtend)
Und morgen muss ich fort, ich halt’s
Nicht länger aus –
MARGARETHA
Geduld, Geduld –
Zwei Tage pflegt Euch noch, und wollt
Ein art’ges Spiel Ihr sehen,
Das Euch an Heimat und an Weib erinnerte,
So wüsst’ ich eines –
SIEGFRIED
Ich versteh’ Euch nicht –
MARGARETHA
So hört,
Hier gibt’s einen Zauberspiegel,
D’rin schaut man alles, was man will,
Und alles, was sich jüngst begeben –
SIEGFRIED
Geht das mit rechten Dingen zu?
MARGARETHA
Weiß nicht –
Untrüglich aber ist das Spiel gewiß.
SIEGFRIED
Was Ihr da sagt! – und auch von meinem Weibe,
Glaubt Ihr, berichtet mir’s? –
MARGARETHA
Von Allem, was Ihr wünscht –
SIEGFRIED
Das muß ich sehen.
Sagt, um welche Stunde könnt’ Ich’s schau’n?
MARGARETHA
Am liebsten, wenn es dunkelt schon –
SIEGFRIED
Hier nehmt für Eure Pflege dies – vielleicht
Such’ ich Euch auf noch –
(ihr eine Geldbörse reichend)
MARGARETHA
Euer Edelknecht Weiß meine Wohnung.
So gehabt Euch wohl und haltet ruhig Euch!
SIEGFRIED
Lebt wohl!
(Margaretha ab)
Ja wart’ Du bis zum jüngsten Tag
Auf mich mit Deinem Spiegel –
(Rufend)
Conrad, Conrad!
(Conrad komm)
Spring’, Junge freu’ Dich, laß
Die Rosse satteln, heute noch
Geht’s fort nach Haus!
Die Wunde zwar
Noch brennt sie – aber hier
Brennt’s heißer noch,
(Auf sein Herz deutend)
Nicht länger
Ertrag’ ich’s fern vom Haus –
(Er öffnet das Fenster)
Die Nacht ist schön –
O wonn’ger Strom der Luft! –
(zu Conrad)
Mach’ alles fertig, – fort, fort!
(Er nimmt die Waffen von der Wand)
Lied
Bald blick’ ich dich wieder mein Heimatschloß,
Der Turmwart bläst, es jauchzt der Troß,
Die Tore rasseln vor mir auf,
Die Brücke fällt, ich schaue hinauf –
Sie hat mich erblickt, sie fliegt mir entgegen
Und Aug’ an Aug’ und Brust an Brust!
O Liebestreu’, wie reich an Segen!
O Wiederseh’n so reich an Luft!
Besiegt ist der Feind,
Das Kreuz erhöht,
Des Glaubens Panier das Land durchweht!
Wie grimm die Wut des Heiden war,
Mit uns stritt Gott und seine Schar!
(Innig)
Voll Bangen blicktest du aus nach mir.
Mein Weib, aus deinen stillen Mauern –
Was bangst du noch? wirf fort dein Trauern –
Nun trennt keine Macht mich mehr von dir!
(nach aussen horchend)
Wer sprengt so eilig in das Thor herein!
Der Reiter scheint von Sinnen – hör’ ich recht,
Er lenkt die Schritte her zu mir!
(Er tritt en dasFenster)
Da hackt ein Rab’ am Fenster –
Was kann’s bedeuten!
(Golo tritt ein)
Du Golo? Herzlich sei gegrüßt! –
Doch wie so bleich Du siehst – Du bringst
Nichts Gutes!
GOLO
Gutes nicht.
SIEGFRIED
Mein Weib ist tot –
GOLO
Sie lebt –
SIEGFRIED
Sie lebt?
Dann sei es, was es sei; ich trag’ es leicht.
GOLO
Les’t selbst!
SIEGFRIED
– Von wein Hauscaplan –
(Er liest den Brief)
Herr des Himmels!
GOLO
(Für sich)
Mir beben die Knie,
Ich möchte zurück den grausigen Weg,
Den mich Margaretha gehn läßt.
SIEGFRIED
Golo! – –
Hier nimm mein Schwert,
Schlag’ nieder mich –
Doch wart’ – erst sie!
GOLO
O faßt Euch, edler Herr!
SIEGFRIED
Verhöhn’ mich nicht mit Deinem Trost! –
GOLO
Hört mich: Der dieses schrieb, der log!
SIEGFRIED
Der log? Geh, guter Gala!
Du möchtest lügen, meinen Schmerz zu mildern,
Es gelingt dir nicht!
GOLO
(für sich)
Entsetzen fasst beim
Anblick dieses Mannes mich!
SIEGFRIED
Niemand auf der Welt Soll mehr mich seh’n.
Niemand wissen, wo ich geblieben!
(leise, furchtbar)
doch – auch sie soll sterben!
Hier nimm mein Schwert
Und hier den Ring,
Zeig’ beides ihr,
damit sie weiß, von wem Du kommst! – –
(Er hält plötzlich inne)
Doch still! Es fällt mir ein –
Hier lebt eine Frau,
Die mir erzählte Von einem Wunderspiegel,
D’rin sich zeige Vergang’nes
Bis auf’s Kleinste abgeschildert.
Glaubst du an solche Spiegel?
Ich nicht viel,
Doch drängt’s mich, ihn zu
Rat zu zieh’n, Komm, lass uns geh’n!
(Er ruft Conrad)
Conrad!
Du weißt ja, wo die Frau,
Die meiner pflegte, wohnt! führ’ uns hinaus!
Komm, guter Golo! –
(Sie gehen ab)
Verwandlung
(Margarethens Zimmer)
MARGARETHA
Ich sah ein Kind im Traum,
Ein hübsches Kind,
Die Zähne weiß, die Backen roth und rund,
Die Augen – nein, die sah ich nicht so recht –
Zwei Tränen standen d’rin. – Es rief:
„Zum Engel war ich dir bestimmt,
Du warfst mich in den Bach”
Dummer Traum!
(Es pocht)
Da fällt mir ein:
Hätt’ ich das Mägdlein nicht ertränkt,
Und wär’ es schön geworden,
Wie ich’s sah im Traum,
So klopfet jetzt vielleicht ein Freiersmann,
Ein solcher, der das Glück bringt über Nacht; –
Laßt ruh’n die Toten,
Denn sie ruhen gut.
Ei nun, wer stört sie?
Stören sie doch mich!
SIEGFRIED
(von aussen)
Hollah, macht auf!
MARGARETHA
Wer da?
(Sie öffnet)
Herr Graf – so spät!
(Sie bringt ihm eine Sessel)
SIEGFRIED
Laßt, laßt! wer sagt Euch,
Daß ich sitzen will!
Ich halte mich nicht lange bei Euch auf.
MARGARETHA
Was steht zu Diensten Euch,
Wenn nicht der Spiegel?
SIEGFRIED
Vergessen hätt’ ich’s fast – ja, ja –
Den Spiegel wollt’ ich seh’n,
So zeigt mir denn mein Weib, und was
Sie vor sechs Monden that!
MARGARETHA
Ihr scheint erzürnt mein edler Herr –
D’rum bitt’ ich, schlagt mir nicht,
Wenn was Ihr seht, Euch nicht gefällt,
Das theure Stück entzwei!
SIEGFRIED
Hör’ auf!
MARGARETHA
Das heißt: sang’ an?
Doch die Bedingung,
Denkt jetzt nicht an Ihn,
Der einst die Welt erschuf und sie erhält!
SIEGFRIED
Sehr sonderbare Worte sprecht Ihr da!
Den Spiegel! den Spiegel!
MARGARETHA
(auf Golo zeigend)
Und hier der fremde Herr –
Soll er nicht geh’n?
SIEGFRIED
Er ist mein Freund, mag Alles schau’n –
Wir beid’ sind rein!
MARGARETHA
(heimlich zu Golo)
Was bebst Du, Feiger, denke d’ran,
Wie Dich die Gräfin höhnte?
GOLO
(für sich)
Sie reißt zu Sünd’ und Schand’ mich fort!
SIEGFRIED
Was bebst Du, Golo, denke d’ran,
Wie Du mich rächst!
Die Wahrheit will ich wissen,
Ob auch das Herz mir bricht.
GOLO
(Zu Margaretha)
Du mahnst mich recht,
Schon reut’ es mich!
SIEGFRIED
Die Wahrheit, will ich wissen.
MARGARETHA
(zu Golo)
Dein muss sie werden noch!
Dein muss sie werden, Mut nur, Mut!
GOLO
Stehst Du mir bei, o wird’s gelingen!
SIEGFRIED
(ungeduldig zu Margaretha)
Was zaudert Ihr, – lasst sehn den Spiegel!
MARGARETHA
(heimlich Zu Golo
Ein schönes Weib –
fürwahr des Küssens wert!
GOLO
Mein muss sie werden, mein!
SIEGFRIED
Den Spiegel! den Spiegel!
MARGARETHA.
Euch zu dienen!
(Sie beschreibt mit ihrem Zauberstab einen weiten Kreis)
“Erscheint!”
(Siegfried Burg ist im Hintergrunde sichtbar)
Erstes Bild
STIMMEN HINTER DER SZENE
Abendlüfte kühlend weh’n,
Liebe singt in Wald und Feld!
Kann ein Herz allein besteh’n,
Wo so selig rings die Welt!
Saaten wogen um dich her,
Schlägt dein Herz nicht Liebeswogen
Den du suchst, er tritt daher,
Erde wird zum Blütenmeer:
Und du wirst hinabgezogen,
Wie die Biene selig schwer.
SIEGFRIED
Sieh da – mein Schloß – wahrhaftig!
GOLO
Mit Satan steht die Hex’ im Bunde.
SIEGFRIED
Dort der Eichwald auch! Und dort
Auf dem Fußpfad die Gestalt –
Sie ist’s, mein Weib – –
GOLO
O holdeste der Frauen!
SIEGFRIED
Jetzt auch Drago! –
Sie sprechen freundlich! Wahrlich,
Mit Jedem sprach sie so!
Da find’ ich nichts zu schelten.
Komm, Golo! der Spiegel sagt mir nichts,
Was ich nicht wüßte!
MARGARETHA
Sechs Monden wies ich ihn zurück,
Wie Ihr gewünscht.
Wollt Ihr ein Bild vielleicht
Aus neu’rer Zeit?
SIEGFRIED
Was meinst Du, Golo!
GOLO
Lass’t sehn!
SIEGFRIED
Wohlan denn!
MARGARETHA
(feierlich)
Erscheint, erscheint!
Zweites Bild
(Kleiner Schlosgarten im inneren Burghof)
STIMMEN HINTER DER SZENE
Wann die Lichter der Erde verglüh’n,
Wann der Blüten Kelche geschlossen,
Eine Blume der Nacht ist entsprossen,
Möchte heimlich erblüh’n!
Wann die Sterne funkeln und sprüh’n,
Wann der Mond seine Wunder ergossen,
Hat der Liebe Reich sich erschlossen,
Möchte heimlich erglüh’n!
SIEGFRIED
Der Garten meines Burghof’s ist’s,
Die Laube an der Mauer dort,
Ich kenn’ sie wohl! –
Sie beid’ allein, – zur Abend-Stunde!
(für sich)
Bursch, du bist keck!
GOLO
So sah ich oft sie sitzen,
Doch ahnt’ ich Schlimmes nicht!
STIMMEN HINTER DER SZENE
(aus der Ferne)
Eine Blume der Nacht ist entsprossen,
Möchte heimlich ervlühn!
(Das Bild verschwindet)
SIEGFRIED
Das Schlimme
Seh’ ich noch nicht! So sittsam wie sie blickt,
So scheint sie nur als Herrin sich
Zu fühlen, er als Diener.
GOLO
Wohl dem, der da vertraut!
SIEGFRIED
Könnt noch ein Bild ihr hexen,
Aus jüngster Zeit ein Stück?
MARGARETHA
Drei Bilder steh’n in meiner Macht
Mehr nicht! Wollt noch das Ihr?
SIEGFRIED
Das letzte denn!
MARGARETHA
Erscheint, erscheint, erscheint!
Drittes Bild
(Genoveva Schlafggemach. Drado öffnet die Tür
un Genoveva reich ihm die Hand)
STIMMEN HINTER DER SZENE
Leiser Tritt durch’s stille Haus!
Ferne der, der sie bewacht!
Sei verschwiegen,
Dunkle Nacht,
Lösch’ die hellen Lichter aus!
Von dem Baum im Paradies,
Dess’ verbotne Frucht so süß,
List’ge Schlange brich’ auf’s Neu’
Goldne Frucht und kriech’ herbei!
SIEGFRIED
Schurke, Drago! –
Golo, räche mich! –
(Siegfried zieht das Schwert, zertrümmert
den Spiegel und stürzt Golo mit sich
ziehend, hinaus)
MARGARETHA
O Gott!
(Aus dem zertrümmerten Spiegel steigt
Dragos Geist hervor)
Furchtbar Gesicht, verschwind!
DRAGO’S GEIST
Umsonst versuchst Du Deine Macht an mir!
MARGARETHA
Wer sandte Dich!
GEIST
Der Herr!
MARGARETHA
Ich kenn’ ihn nicht!
GEIST
Du riefst ihn an, –
Und er gebietet Dir durch meinen Mund:
Schnell mach’ Dich auf, dem Grafen Siegfried,
Was Du an ihm gefrevelt, zu gesteh’n.
MARGARETHA
Und tu’ ich’s nicht?
GEIST
So wird
Dir binnen Mondesfrist der Holzstoß aufgerichtet,
Du stirbst den Feuertod – so ist’s bestimmt!
MARGARETHA
So töt’ ich mich vorher!
GEIST
Versuch’ es nicht!
In Flammen wirst
Du Salamander sein, Im Schoß der Erde Wurm,
Und gegen Stahl und Eisen wie von Stein!
MARGARETHA
Entsetzen packt mich –
GEIST
Ja,
So ist’s bestimmt, so wird’s erfüllt!
(Er versinkt)
MARGARETHA
Schon lecken die Flammen am Holz –
Sie fassen mich blutigrot!
Wie es nagt, wie es brennt! O Tod!
Fürchterlich, fürchterlich!
(Auf den Trümmern des Spiegels steigen Flammen auf)
Wo flieh’ ich hin,
Wo berg’ ich mich!
Herr des Himmels, Hab’ Erbarmen! Luft!
Hülfe! Rettung! – –
Siegfried! Siegfried! –
(In Flammen eingehüllt stürzt sie fort)
VIERTER AUFZUG
(Wilde Felsengegend)
GENOVEVA
Steil und steiler ragen die Felsen, –
Drohende Gründe!
Schreckliche Wildnis! –
Sagt, wann sind wir am Ziele?
CASPAR, BALTHASAR
Bald!
GENOVEVA
Der Tag ist schwül, die Füße schmerzen,
Gönnt eine Weile Ruhe der Müden!
CASPAR, BALTHASAR
Vorwärts jetzt!
GENOVEVA
Grausames Leid fügt Ihr mir zu! –
Fürchtet Ihr nicht, der einst erscheinen,
Der einst mich rächen wird?
CASPAR, BALTHASAR
Heuchlerin schweigt!
GENOVEVA
Wehe mir Armen! –
Hier führt kein Weg zurück.
(Sie sind unter a angelangt)
BALTHASAR
Hier wartet!
GENOVEVA
Weh’ mir, kaum halt’ ich aufrecht mich.
(Sie sinkt erschöpft an einem Felsen nieder)
Gaunerlied
CASPAR, BALTHASAR
Sie hatten beid’ sich herzlich lieb,
Spitzbübin war sie, er ein Dieb.
Wenn Schelmenstreich’ er macht’,
Sie warf sich hin und lacht’,
Und lacht’.
Um sechse früh ward er gehenkt,
Um sieben drauf in’s Grab gesenkt;
Sie aber schon um acht
‘nen andern küßt’, und lacht’,
Und lacht’.
(Sie entfernen sich)
GENOVEVA
Die letzte Hoffnung schwindet,
Bald ist’s vorüber! –
Sterben müssen, so jung,
Sterben von Mörderhand, –
Preisgegeben der Schande!
Zeigt kein Ausweg sich?
Erscheint kein Retter?
(Sie erhebt sich)
Siegfried , Siegfried, hörst du die Stimme nicht
Deines Weibes, das dich treu geliebt?
Und die Schuld wird einst zu Tage kommen.
Und sehnsuchtsvoll wirst du mich rufen,
Und trösten kann ich dich nicht,
Siegfried, sagen dir nicht,
Wie ich vergeben alles Weh um deinetwillen! –
Zeigt kein Ausweg sich?
Erscheint kein Retter?
(Sie erblickt das Kreuz)
Was leuchtet hier aus dunklem Versteck –
Ein Kreuz, ein Muttergottesbild!
Dies sah’n sie nicht, sie hätten
Den letzten Trost mir geraubt! –
(niederkniend)
O heil’ge Jungfrau, blick’ auf mich,
Gib’ Kraft, das Bitterste zu tragen!
Mich geb’ ich hier in Deine Hand,
O zieh’ sie nicht zurück,
Die Du zum Heil mir ausgestrecket,
Du leitest mich zu meinem Glück,
Gib daß dazu kein Weg mich schrecket! –
Wie wird die Luft von Tönen wach,
Wie weh’n zum Herzen mir sie mild!
Und Fels und Wald hallt von den Tönen nach,
Wie wird auf einmal alles Leid gestillt!
(Ein rosiger Schein ergiesst sich über Genoveva)
Was schau’ ich!
Oeffnet sich der Höhle Dach?
Der Himmel über mir von Glanz erfüllt
Und in dem Glanz der Liebe Bild!
Allgütiger!
STIMMEN HINTER DER SZENE
Frieden sei mit dir, Frieden!
GENOVEVA
Sieh mich vor Dir im Staube.
Was ist vor Deines Himmels Herrlichkeit
Der Menschen Not, der Erde kurzes Leid!
Du läßt mich der Verzweiflung
Nicht zum Raube!
Du Liebesquell, mein Hort, an den ich glaube,
Durch Trübsal führst Du ein zur Seligkeit!
STIMMEN HINTER DER SZENE
Frieden!
GENOVEVA
Du Liebesquell, mein Hort, an den ieh glaube,
Dureh Trübsal ftihrst Du ein zur Seligkeit!
Versehwunden ist die hohe Liehtgestalt!
Der Ton verhallt!
Des Himmels Glanz erblasst!
(aufstehend)
Ich hore Sehritte dureh den Wald…
(Golo wird sichtbar)
Was kommen mag, ieh bin gefasst!
GOLO
Kennt Ihr den Ring?
Und auch dies Schwert?
Dies Schwert gab mir Graf Siegfried,
Daß Ihr den Tod von ihm empfangt –
Den Ring, damit an seines Willens Ernst
Ihr keinen Zweifel hegt, – wie dünkt Euch das?
GENOVEVA
Ihr lügt –
GOLO
Lügt auch dies Schwert, –
Lügt auch der Ring, derselbe,
Den Siegfried einst am Traualtar Ihr gabt?
GENOVEVA
Ich – fass’ es nicht!
GOLO
Was denkt Ihr über Drago’s Ende?
GENOVEVA
Ich? – Nichts. Was denkt der Graf?
GOLO
Was ein jeder denkt, –
Daß Ihr auf’s Aergste ihn berückt! –
GENOVEVA
In dieser Stunde fängt mein Elend an.
GOLO
Mit immer höh’ren Reizen Euch zu schmücken –
GENOVEVA
O frevelhafter Spott! – Was säumt Ihr noch?
Hier steh’ ich, tötet mich; Ihr tut ein gutes Werk!
GOLO
Wenn Ihr so mutig seid, daß Ihr den Tod
Erwählt, – ich bin zu feig, dies schöne Haupt,
Das mir wie Sonn’ und Mond und Sterne war,
An’s Schwert zu liefern. –
Kommt und entflieht mit mir!
GENOVEVA
Ihr sprecht im Wahnsinn!
GOLO
Einmal nur
Gib, was Du geben kannst, nur einmal
Laß ruhen mich an Deiner Brust!
GENOVEVA
Zurück, Verruchter!
GOLO
Nur einmal
Gönn’ mir dies Himmelsglück! –
GENOVEVA
Hinweg, Du fluchbelad’ner Mann!
GOLO
Hör’ mich – vom Tod will ich Dich retten, –
Nur bitte!
GENOVEVA
Euch! O nie!
GOLO
Bedenk’, – Du bist in meiner Macht! Ein Wink
(hinter die Szene deutend)
Von mir, – und jene Männer greifen Dich!
GENOVEVA
Ich bin in Gottes Hand! –
GOLO
O sprich es aus ein einzig Wort,
Und Du bist frei! – –
Du schweigst? –
(in die Szene rufend)
Ihr Männer tretet vor!
(Caspar und Balthasar kommen)
Seid Ihr bereit, des Herrn Befehl
An seiner sünd’gen Gattin zu vollziehn?
GENOVEVA
Euch! O nie!
GOLO
Bedenk’, – Du bist in meiner Macht! Ein Wink
(hinter die Szene deutend)
Von mir, – und jene Männer greifen Dich!
GENOVEVA
Ich bin in Gottes Hand! –
GOLO
O sprich es aus ein einzig Wort,
Und Du bist frei! – –
Du schweigst? –
(in die Szene rufend)
Ihr Männer tretet vor!
(Caspar und Balthasar kommen)
Seid Ihr bereit, des Herrn Befehl
An seiner sünd’gen Gattin zu vollziehn?
BALTHASAR, CASPAR.
Ja! –
GOLO
So will’s der Graf, Ihr sollt’s
Mit diesem Schwerte tun!
(Er gibt ihnen Siegfried Schwert)
DIE BEIDEN
Wie Ihr befehlt, so wird’s gescheh’n! –
GOLO
Tut Eure Pflicht!
Ich geh! – Und hört:
Kehr’ ich zu Nacht nicht heim in’s Schloß,
So sucht mich nicht und sagt den Andern:
Ich sei zu Roß, den Falken auf der Hand,
In’s Land hineingesprengt! –
(Er entfernt sich)
CASPAR
(zu Genoveva)
Habt Ihr noch einen Wunsch, so nennt ihn!
Kann ich ihn erfüllen, soll’s gescheh’n!
GENOVEVA
Wenn mein Gemahl zurückkehrt, sagt ihm dies:
Daß ich, wie hart er auch mit mir verfuhr,
Ihm Alles doch, bevor ich starb, vergab!
(Die Szene verfinstert sich)
BALTHASAR
Weib, heuchelt nicht im letzten Augenblick!
Ich sah den Drago selbst
in Eurem Schlafgemach!
GENOVEVA
Ich sah den Drago erst, als ihr ihn saht!
BALTHASAR
Ei wie Ihr lügt!
GENOVEVA
Golo, in mich entbrannt,
Und abgewiesen, wie es sich geziemt,
Spann Ränke.
BALTHASAR
Weiter nur!
GENOVEVA
Den guten frommen Knecht betört’ er,
Daß er in mein Schlafgemach sich schlich.
BALTHASAR
Nun ist’s genug!
GENOVEVA
Umsonst versucht mein Mund,
Die rohen Herzen zu erweichen!
(am Kreuz niederkniend)
Schickst Du kein Zeichen Deiner Huld,
So sterb’ ich jetzt! – Doch Deinem Willen
Muss ich mich neigen! –
CASPAR
(zu Balthasar)
Führ’ sie vom Kreuze fort; am Kreuz
Mag ich nicht morden!
BALTHASAR
Fort von hier!
GENOVEVA
Vom Kreuze lass’ ich nicht!
BALTHASAR
Glaubt Ihr,
Das Kreuz schützt auch ein buhlend Weib?
GENOVEVA.
Von meinem Heiland lass’ ich nicht!
CASPAR
(leise zu Balthasar)
Mir ist, als hört’ ich in der Ferne
Geschrei und Hörnerruf –
BALTHASAR
Schweig’, Feiger, schweig –
Die Furcht hat Dein Gehör geschärft, –
Fass’ an, fass’ an!
(Hörner hinter der Szene)
CASPAR
Mir bebt die Hand, ich kann es nicht –
GENOVEVA
Heb’ gnädig mich zu Dir empor!
CASPAR
Wir sind verraten – laß uns fliehn!
(Er wirft das Schwert weg und entflieht)
BALTHASAR
Hinweg!
(Jäger und Knapper werden sichtbar. Genoveva ist
ohnmächtig niedergesunken)
JÄGER
Sie ist’s, am Kreuze dort!
Den Mördern nach!
Zu Hülfe ihr!
Wo ist der Graf? Fort suchet!
Da naht er!
MARGARETHA
Graf Siegfried herbei!
(Siegfried von Margaretha geführt, stürzt Genoveva zu
Füssen, Margaretha verschwindet hinter dem Felsen)
SIEGFRIED
O Genoveva!
CHOR
Weh’, sie erkennt ihn nicht!
GENOVEVA
(noch halb bewusstlos)
Güt’ger Gott – wo bin ich!
SIEGFRIED
Mein teures Weib!
GENOVEVA
Die Stimme kenn’ ich – –
(gedämpft)
Wie Wolken liegt’s vor den Augen mir – –
(Sie erkennt Siegfried)
Siegfried, Du bist’s! –
CHOR
Welch’ Wiederseh’n!
SIEGFRIED
O laß es ruhn Dein Aug’ auf mir! –
GENOVEVA
Ich mische meine Tränen mit den Deinen!
SIEGFRIED
Ich bin die Schuld an Deinem Elend,
Ich bin’s, der Dich in Not gebracht
Wie kann ich Dich versöhnen!
GENOVEVA
Sprich nicht so!
Es war nicht Deine Schuld, der Himmel fügt’ es!
SIEGFRIED
So lang’ ich lebe, kömmt kein Trost
In meine Brust! –
GENOVEVA
Glaub’ mir auf’s Neu’
Kehrt Ruh und Glück zurück;
Gelingen wird es meiner Lieb’ und Treu’!
BEIDE
Gelingen wird es unsrer Lieb’ und Treu’!
SIEGFRIED
Kein Trost, kein Trost!
GENOVEVA
Gelingen wird es meiner Lieb’ und Treu!
O glaub es mir, gelingen wird es unsrer Lieb’ und Treu!
Aufs neu kehrt Ruh’ und Glück zurück;
Gelingen wird es unsrer Lieb’ und Treu!
GENOVEVA
Doch – wo ist Golo?
BALTHASAR
Um den seid unbesorgt! Wir fanden ihn
Zerschmettert in der Schlucht dort –
GENOVEVA
O laß uns fort von diesem Schreckensort!
CHOR DER FRAUEN
Auf unsern Händen tragen wir Euch!
CHOR DER MÄNNER
Von Zweigen flechten wir
Die Sänfte Euch!
GENOVEVA
Laßt, lieben Leute!
Neue Kräfte, ich fühl’s, durchdringen mich –
Habt Dank!
SIEGFRIED
(zu Genoveva)
Stütz’ Dich auf mich!
(zu den Jägern)
Kommt Alle mit in’s Schloß,
Denn dieser Tag, ein Festtag soll er sein;
Die Glocken läuten schon von fern,
Und Priester sollen Messe singen,
Dem Hocherhabnen unsern Dank zu bringen!
CHOR
Bestreut den Weg mit grünen Mai’n,
Laßt den Ruf erschallen in’s Land hinein:
Die viel geduldet, die edle Herrin,
Sie kehrt zurück!
Bestreut den Weg mit grünen Mai’n,
(Gesang hinter der Szene)
Nun hebet Herz und Hände,
Voll Freude himmelan,
Zu ihm, dess’ Macht ohn’ Ende,
Dem all’ wir untertan!
Sein Reich es soll besteh’n,
In aller Ewigkeit,
Für ihn zum Tod zu geh’n
War’n allzeit wir bereit!
(Die Bühne verwandelt sich in die erste Szene
des ersten Aktes)
Lasst den Ruf erschallen ins Land hinein:
Die edle Herrin, o hohes Glück,
Sie kehrt zurück!
O hohes Glück!
Was konnt’ uns bringen Schaden,
Da er ja mit uns war!
Er ist der Quell der Gnaden,
Der ew’ge, licht und klar!
HIDULFUS
(tritt mit Großem Gefolge aus der Kirche)
Seid mir gegrüsst nach schwerer
Prüfung Tagen! Sie sind dahin, und sieggeschmückt
Seid aus dem Kampfe ihr hervorgegangen!
GENOVEVA, SIEGFRIED
Des Herren Gnade sichtbarlich
Hat sich an uns erwiesen!
HIDULFUS
So füg ich denn, die lange sich vergebens suchten,
Eure Hände aufs neu zusammen!
Der so gnädig über euch gewaltet,
Bleib’ euch gnädig immerdar!
GENOVEVA, SIEGFRIED
Er bleibe gnädig immerdar,
Gnädig, gnädig!
CHOR
Er bleibe gnädig immerdar!
Gnädig, gnädig!
Erschalle, festlicher Sang,
Ertönet, jubelnde Lieder!
Siegfried Heil, dem tapfren Helden,
Heil Genoveva, der hohen Frau,
Siegfried Heil, dem tapfren Helden,
Heil, Genoveva, der hohen Frau!
Siegfried Heil, Heil Genoveva,
Heil Genoveva, Siegfried Heil!
Nehmet zu freundlich holdem
Empfang Blühende Rosen!
GENOVEVA, SIEGFRIED
Habt Dank!
CHOR
Mögen des Lebens Stürme
Euch nie feindlich umtosen!
GENOVEVA, SIEGFRIED
O namenloses Glück!
CHOR
Lebet in Freude! Lebet in Frieden!
GENOVEVA
Ich kann’s nicht fassen, nicht glauben,
mein Siegfried!
CHOR
Nehmet zu freundlich holdem Empfang
Blühende Rosen!
GENOVEVA, SIEGFRIED
Habt Dank! Habt Dank!
CHOR
Mögen des Lebens Stürme
Euch nie feindlich umtosen!
GENOVEVA, SIEGFRIED
O namenloses Glück!
ALLE
Siegfried Heil, dem tapfren Helden,
Heil Genoveva, der hohen Frau, Heil, usw.